Im folgenden finden Sie das Sendemanuskript zur Sendung “Leverkusen in den 50ern” und der Folge über das “Wohnen”. Die Ausschnitte wurden in der Stadtbibliothek Leverkusen aufgenommen, die die Gesprächsreihe auch zusammen mit dem Stadtarchiv Leverkusen organisierte.
Aufgezeichnet wurde die Reihe von der Arbeitsgemeinschaft Bürgerfunk e.V. Hören Sie hier die gesamte Sendung.
Anmod nach dem Opener
und der beschäftigt sich heute mit Leverkusen in den 50er Jahren und im speziellen mit dem Wohnen in dieser Zeit. Bevor wir aber die Zeitreise beginnen gibt es xy und yz. Ich bin Sebastian Jarmuzek.
20:11 Uhr 1. Take
Hier geht es heute Abend um Leverkusen in den 50ern. Die Grundlage dafür bildet eine Gesprächsreihe in der Stadtbibliothek zusammen mit der Kulturstadtlev und dem Stadtarchiv. Zeitzeugen aus den 50ern berichteten, wie es sich in der jungen Stadt in den 50ern leben ließ. Gerade in den Nachkriegsjahren war die Wohnungsnot auch in Leverkusen groß. Diethilde Bendzulla kann sich entsprechend noch gut daran erinnern, wie groß das Glück dann über eine neue Wohnung war:
Bendzulla Hütte (20 Sekunden):
“Wir bekamen ein massives Gartenhäuschen angeboten. Da mussten wir allerdings noch unseren Ofen einbauen lassen und den Schornstein einziehen lassen, aber es war ein sehr geräumiges Häuschen, 5 mal 5, aber ohne Wasser und ohne Strom”
Immerhin hatte man in der kleinen Hütte noch ein stabiles Dach über dem Kopf. Hans Stahlberg, der als damals moderner Lieferdienst viele Familien belieferte, kann sich an die ein oder andere ungewöhnliche Wohnsituation erinnern.
Stahlberg Wohnsituation (26 Sekunden):
“Es gab einen ganz schlimmen Fall… Sie kennen die Häuser in der Verlängerung der Kurtekottenstr über die Kölner Str. rüber. Da standen links drei große Häuser… da war die Decke im Krieg eingefallen und die Betondecke runtergefallen und die hing nur noch an dem Moniereisen… und diese Decke war gleichzeitig die Wand inendrin des Zimmers.. und das bewegte sich… so hat man damals noch gewohnt.”
Wer etwas mehr Glück hatte, hatte eine größere Wohnung mit kleinen Zimmern ergattern können. Günther Emmerich wohnte zu der Zeit auch in so einer Wohnung, die mehr als nur ein Zimmer bot. Und obendrein noch ein kleines Extra, das damals noch eher unüblich war:
Günther Emmerich (6 Sekunden):
“Allerdings Luxus… die Toilette war eine halbe Treppe hoch mit einer anderen Familie zusammen”.
Aber egal, wie groß die Wohnung war, eines hatten alle gemeinsam: einen warmen Feuerofen. Wie der verwendet wurde das hören wir uns gleich von den Zeitzeugen aus den 50ern an.
20:20 Uhr 2. Take (ca. 1:45)
Der Bürgerfunk heute Abend mit Levekusener Zeitzeugen der 50er Jahre. Und die Wohnsituation war da nicht immer einfach: Wohzimmer, Badezimmer, Küche und manchmal auch Schlafimmer in einem: nicht immer ganz unüblich erinnert sich auch Diethilde Bendzulla:
Bendzulla Wohnungseinrichtung (18 Sekunden)
“In einer Ecke war unser Wohn- und Schlafzimmer – eine Eckcouch. In der andere Ecke waren die Schränke drin, also der Kleiderschrank über Eck der Wäscheschrank und dann der Bücherschrank, in der dritten Ecke stand der Schreibtisch meines Mannes und in der vierten Ecke stand unsere Küche”
Die Küche hatte aber auch wenig mit dem zu tun, was wir heute kennen. Sie bestand vor allem aus dem Ofen. Einen Wasserhahn mit fließend Wasser gab es nicht, dafür aber einen Stuhl neben dem Ofen und einen Eimer mit Frischwasser
Bendzulla Küchenbeschreibung (15 Sekunden)
“Auf dem Stuhl stand dann die Abwasch und auch die Waschgelegenheit für uns. Oben sehen Sie auch sogar noch den Spiegel, das war gleichzeitig noch das Badezimmer. Aber das war unsere Küche in diesem Abenteuerhäuschen.”
Die Feueröfen, also der Herd zu der Zeit, brannten den ganzen Tag über. Auch im Sommer bei 30 Grad, denn es wurde nicht nur Essen darauf gekocht. Der Ofen war auch die einzige Warmwasserquelle. So gab es eine kleine Wanne im Ofen, in der immer Wasser war, was vom Ofen warm gehalten wurde, erinnern sich Hannelore Baur und Günther Emmerich:
Baur, Emmerich Warmwasserschiffchen (23 Sekunden)
Günther Emmerich: “Und dadurch, dass das Wasserschiffchen dadrauf war, hatte man ständig warmes Wasser. Das wurde ja mit warm. Und da konnte man dann spülen oder sonstige Sachen machen”.
Hannelore Baur: “Man musste sich ja auch an diesem Spülstein waschen. Man hatte ja kein Badezimmer, so wie das heute ist. Man musste sich da waschen.. man musste alles an diesem einen Spülstein, der da in der Küche war, verrichten.”
Ein Feuerofen, der Tag und Nacht brennt und auch im Sommer in Betrieb ist – das hat Folgen für das Leverkusener Stadtbild. Wo viel Feuerholz abhanden gekommen ist, erfahren wir gegen halb.
20:30 Uhr 3. Take
Der Bürgerfunk heute Abend mit Ausschnitten aus einer Gesprächsrunde veranstaltet von der Stadtbibliothek und dem Stadtarchiv, in der Zeitzeugen aus den 50ern erzählten, wie Leverkusen aussah und wie es sich hier wohnen lies. Geheizt wurde zu der Zeit vor allem mit Holz, aber das musste gesammelt werden. Hans Stahlberg hat beobachtet, woher sich damals viele Leverkusener ihr Holz holten:
Stahlberg Feuerholz (18 Sekunden).
“Die ganzen Bäume entlang der Dhünn… da waren Pappeln früher und die sind im Laufe der Nachkriegsjahre gefällt worden. Als die Pappeln weg waren, hatte man mit viel Arbeit die Wurzelstöcke rausgearbeitet. Da hing auch noch der Dreck dran. Das Heizen war schon eine schlimme Sache damals… was zu haben, ja.”
Das waren aber nicht die einzigen Dinge, die man selbst beschaffen musste: Obst und Gemüse wurden selbst angebaut und geerntet und zum Teil auch eigene Tiere gehalten, wie Hühner oder Hasen. Allerdings erinnert sich Peter Breidohr, dass das haltbar machen von Lebensmitteln mit einfachen Hausmitteln gelöst wurde:
Breidohr einkochen (22 Sekunden)
“Wir hatten nie einen Kühlschrank, nie Eis, wenn Fleisch kam oder ein Hase geschlachtet wurde oder ein Huhn, dann wurden die gebrachten bzw. gekocht und meine Mutte, die hatte große Einmachgläser und dann wurden die eingekocht. Und damit war ein Lagerbestand für mehrere Monate sicher gestellt.”
Aber auch frisches Gemüse lässt sich ohne einkochen lange haltbar machen. Extra dafür gab es früher im Keller einen Sandhaufen. So auch bei der Familie von Margret Erdmann:
Erdmann Sandhaufen im Keller (12 Sekunden)
“Wir hatten auch zum Beispiel Endiviensalat im Garten. Die wurden in den Sand gelegt. Und meine Oma hatte am 25. November Namenstag und da gab es dann immer noch aus dem Keller diesen Endiviensalat. Der hat sich so lange im Keller gehalten.”
Und von kühlen Kellern geht es hier gleich um die warmen Betten und Schlafzimmer in den Leverkusener Wohnungen der 50er.
20:38 Uhr 4. Take
Ein kaltes Bett oder frostiges Schlafztimmer mag niemand. Auch die Zeitzeugen aus den 50ern, die in einer Gesprächsrunde in der Stadtbibliothek aus ihren Erinnerungen erzählten nicht. Aber auch wenn es keine Heizung in den Wohnungen gab, wusste man sich zu helfen, so Peter Breidohr.
Breidohr Bettwärmflasche (11 Sekunden)
“Dann wurde die Wärmflasche ins Bett gelegt. Einmal beim Sohn, einmal bei der Schwester, damit alle Betten schön warm waren. So war Standard.”
Wenn man eine gute Wohnsituation mit mehreren Zimmern hatte, ließen sich mit dem wärmenden Ofen aber auch noch ganz andere Möglichkeiten finden, um die Räume zu wärmen.
Breidohr Schlafzimmerwärmung (32 Sekunden)
“Bei uns war es so, dass wir die Schlafzimmer oberhalb beheizter Räume hatten. Und in jedem Raum stand ein Ofen. Und damit dann im Winter oder im Herbst oben die Schlafzimmer auch etwas wärmer wurden, wurden vom Herd die Ringe weggenommen und Blecheimer umgekippt auf die Öffnungen gestellt. Damit mehr Wärmefläche da war. Und dann war es im Schlafzimmer einigermaßen erträglich.”
Warm sein musste auch das Badewasser. Wie die Badehierarchien waren, erfahren wir gleich.
20:45 Uhr 5. Take
Um vieles musste man sich bemühen und organisieren, damit es in den 50er Jahren funktionierte. In der Gesprächsrunde der Zeitzeugen aus den 50ern wurde deutlich gemacht, dass Baden nicht so einfach war, wie heute. Es wurde damals eine Metallbadewann aufgestellt und anschließend nach und nach mit warmen Wasser vom Feuerofen aufgefüllt. Und dann ging es bei der Familie von Diethilde Bendzulla auch schon los.
Bendzulla Stahlberg Badewannenordnung (19 Sekunden)
Diethilde Bendzulla: “Die kleinsten Kinder kamen zuerst dran. Und manchmal wurde man auch zu zweit reingesetzt. Und dann kamen die größeren und zum Schluß der Vater auch noch.”
Hans Stahlberg: “Viele Kinder, die Leute hatten ja mehrere Kinder. Und das Wasser wurde ja immer trüber. Und am Schluß musste man mit der Hand durchgehen, um zu gucken, ob keiner im Wasser versoffen war”.
Die Alternative zum Baden zu Hause war der Besuch eines Duschbades. Eines davon stand früher in der heutigen katholischen Grundschule Dönhoffstr. erinnert sich Margret Erdmann:
Erdmann Badeanstalt: (36 Sekunden)
“Da gab es dieses Duschbad. Und da sind wir dann zum waschen hingegangen. Das gibt es noch. Ich war ja Leiterin der kath. Grundschule und zur Zeit von Dr. Schulze-Olden war sogar mal im Gespräch, das mal unter Denkmalschutz zu stellen. Und dann hat es mal gebrannt im Keller und da sind original die ganzen Fliesen von Villeroy und Boch mit dem Riehmchen wieder eingesetzt worden. Als wir jetzt vor ein paar Jahren 100-jähriges bestehen hatten, hätte man das gut besichtigen. Das ist also mit den Kabinen, mit den Badewannen mit den Villeroy und Boch-Fliesen…. das ist immer noch vorhanden”.
Und das war für heute auch unsere kleine Zeitreise in die 50er Jahre in Leverkusen. Die Zeitzeugen sind aus einer Gesprächsrunde aufgezeichnet worden, die von der Stadtbibliothek und dem Stadtarchiv veranstaltet wurde. Die Audiodokumentation und diese Sendung sind eine Produktion der Arbeitsgemeinschaft Bürgerfunk und weitere Infos zu diesem Projekt gibt es auch auf unserer Homepage unter aktionsradio.de. Im Studio war Sebastian Jarmuzek.
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